Argentinische Folklore trifft auf zeitgenössischen Tango
Bericht zum Hauskonzert vom 15. September

Die argentinischen Tango-Interpreten Luciano Tobaldi und Agustin Luna zeigten sich von der Gastfreundlichkeit und musikalischen Offenheit beim Hauskonzert in Barmen beeindruckt.
BARMEN Zu einem Tangosalon, ähnlich den unzähligen in Buenos Aires, verwandelte sich das Wohnzimmer der Familie Janknecht beim vorigen Hauskonzert des Vereins „Kultur ohne Grenzen“.
Die rund 60 Gäste begrüßte der Hausherr mit einer scherzhaft-stolzen Bekundung des Jubiläums einer „Holzhochzeit“. Denn die neuste öffentliche Veranstaltung in seinen vier Wänden markierte zugleich das fünfte Konzertjahr im Verbund mit dem Verein. Er beglückwünschte Hartmut Capellmann, der am Vortag zum 1. Vorsitzenden des Vereins gewählt worden war und seinerseits die Musiker vorstellte. „Unser übergeordnetes Ziel ist, die im Exil lebenden Künstler zu unterstützen“, erklärte Capellmann, „doch nicht minder bedeutend sind unsere Bemühungen, verschiedene Kulturen zusammenzubringen“.
Mit einem der wichtigsten musikalischen Merkmale ihrer Heimatkultur entführte das argentinische Duo Agustin Luna (Gitarre) und Luciano Tobaldi (Bandoneón, Gesang) die Zuschauer in die Geburtsstadt des Tangos, Buenos Aires. Den dort lebenden Künstlern gelang es vortrefflich, alle Ausdrücke dieser Musik -- Leidenschaft, Melancholie und Schmerz -- mit eigenen Kompositionen und Arrangements der größten Tango-Meister wiederzugeben.
Für viele Argentinier ist der Tango ein Ausdruck der eigenen Identität und gleichzeitig eine Reise in alte Zeiten. Mit ihrem Repertoire präsentierten Luna und Tobaldi das traditionelle „Tango Argentino“, so wie es in seiner Entstehungszeit, Anfang des 20. Jahrhunderts, in den Armen- und Emigrantenvierteln der Hauptstadt Argentiniens erklang. Werke Astor Piazzolas, des Begründers von „Tango Nuevo“ und Melodien, die heute noch überall in den Straßen von Buenos Aires zu hören sind, vervollständigten das Programm. Emotional, zugleich gefühl- und temperamentvoll erzählten die Künstler mit virtuoser Beherrschung ihrer Instrumente und einem mitreißenden Gesang vom Heimweh, einer unglücklichen Liebe und Traurigkeit.
Dabei erwies sich die Musik einmal mehr als universale Sprache. Obwohl nicht jeder Gast Spanisch und Englisch so perfekt wie die Interpreten beherrschte, minderte es die überwältigenden Empfindungen des Publikums nicht im geringsten. Davon zeigten sich die Musiker beeindruckt. „In diesem Raum hören uns heute so viele Menschen zu“, begeisterte sich der Gitarrist, „und trotzdem herrscht hier die absolute Stille“. „Es perfecto. Wir können ihre Energie spüren, das ist nicht immer der Fall“, fasste Luciano Tobaldi die Stimmung des Konzertes zusammen. Bereits sieben Jahre konzertieren die Musiker zusammen und gehen seit 2015 jedes Jahr auf Europatournee. Nach dem sehr energetischen Applaus der Zuhörer in Barmen, verabschiedeten sich die „Músicos“ mit einem ernst gemeinten „adios amigos“, was auf ein Wiedersehen unter Freunden hoffen lässt. (mavo)