Konzert der Band „Les Étoiles de Boulbinet“ im Jülicher Kulturbahnhof

Vor den mitreißenden Percussion-Tönen der Band um Karim Camara gab es kein Entkommen

Die Band „Les Étoiles de Boulbinet“: Alexander Forves (Kuba), Keka (Kroatien), Joe Coka Camara (Guinea), Karim Camara (Guinea), Lansana Tokaito (Guinea) v.l.

Am 8. August fand in Jülich ein ungewöhnliches Ereignis statt. Bereits am helllichten Tag leuchteten die Sterne im Bereich des Kulturbahnhofs auf: „Die Sterne von Boulbinet“ (franz. „Les Étoiles de Boulbinet“). Vom ersten Trommelklang an eroberten traditionelle guineische Rhythmen das Publikum im KuBa-Biergarten im Sturm. Im Rahmen des „Jülicher Afrikasommers“ lud der Verein „Kultur ohne Grenzen“ einmal mehr zu einem internationalen Fest aus Musik, Farbe und nicht zuletzt Bewegung ein.

Vor den mitreißenden Percussion-Tönen der Band um Karim Camara gab es kein Entkommen. Mitwippen, Mitsingen und ausgelassenes Tanzen beherrschte während des Konzerts die Gemüter der Gäste. Der Vollblutmusiker, Instrumentenbauer und Percussion-Lehrer Camara stammt aus Conakry, der Hauptstadt Guineas, und wohnt seit vielen Jahren in Boslar. Für den Vereinsvorsitzenden Hartmut Capellmann ist er also ganz klar „ein fast Jülicher Jong“. Mehr noch als durch dieses charmante Anmoderieren vereinnahmte der Sänger und Bandleader das Publikum für sich durch absolut freie Bühnenpräsenz, charismatische Singstimme und selbstverständlich durch seinen Umgang mit den Trommeln.

Dass leidenschaftliches Trommeln allen Bandmitgliedern nicht einfach in die Wiege gelegt worden ist, sondern eines virtuosen musikalischen Könnens bedarf, konnten die Konzertgäste lediglich intuitiv erahnen und instinktiv erspüren. Von einer versierten Kritik des Auftritts sei jedem abzuraten- es sei denn, man übe einen täglichen Umgang mit den musikalischen Instrumenten wie Djembe, Congoma, Conga, Cajon, Balafon oder gar mit der Handpan aus. Ein Versuch, das Gehörte nach gewohnten musikalischen Maßstäben zu werten, würde in diesem Fall an Anmaßung grenzen.

Doch die unbestrittene und für jeden Zuhörer erfahrbare musikalische Stärke des internationalen Ensembles „Les Étoiles de Boulbinet“ liegt in der begnadeten Fähigkeit, sprachliche Grenzen und kulturelle Unterschiede zu überwinden. Mit uralten, wie aus tiefster Seele vorgetragenen Gesängen wurden die Qualen einer unerfüllten Liebe und das karge Los der hungernden afrikanischen Bauern mit dem Publikum geteilt. Ursprüngliche, reine Klänge entführten die Gäste in die Schönheit des westafrikanischen Landes. Schnelle, durchdringende Rhythmen der selbstkomponierten Protestsongs prangten politische Korruption und die Verschmutzung der Erde an. Alle Lieder wurden ausschließlich in den traditionellen melodischen Sprachen der guineischen Volksgruppen Susu, Malinke und Peul vorgetragen. Die universelle Aussage der Texte ist allein durch die suggestive musikalische Begegnung in Jülich verstanden und gefeiert worden.

Marzena Vomberg