Kol Colé lockte viele Besucher an
Osteuropäische, jüdische und arabische Musik bei internationalem Projekt

Kol Colé, „Klang aus Köln“, steht bezeichnend für die Musiker, die sich zusammengeschlossen haben, um osteuropäische und sephardische Folklore aufleben zu lassen. In ihrem Programm mischen sich Klezmer Stücke mit Chansons und eigenen Kompositionen. Auf Einladung von Kultur ohne Grenzen gastierte das Ensemble vor vielen Besuchern im Biergarten des Kultur Bahnhofs in Jülich.
Kol Colé, das sind Bella Liebermann (Gesang und Percussion), Hesen Kanjo (Qanun und Percussion), Igor Mazritsky (Geige)und Daniel Marsch (Akkordeon und Gesang). Die Musiker stammen aus der Ukraine, Moldawien, Syrien und Deutschland und stehen für unsere multikulturelle Gesellschaft und ein harmonisches Miteinander und Toleranz.
Die Auswahl ihrer Stücke rankte sich um das Thema Liebe und Liebesleid. Sie erzählten von Lebensfreude, Festen und ihren Tänzen.
Ihre Musik führte in fremde Länder, die Texte ihrer Volkslieder erzählten Geschichten aus dem Alltag, von den Menschen und natürlich von der glücklichen und unerfüllten Liebe.
Die Rhythmen nahmen die Zuhörer mit in andere Kulturen. Igor Mazritsky begeisterte nicht nur bei den Klezmer Stücken mit seinem singenden Geigenton und großartigen Improvisationen, sondern erwies sich während des Programms als Herz und Seele des Ensembles. Bella Liebermann gab den Liedern und Chansons durch ihren ausdrucksstarken Gesang verbalen Inhalt und wurde dabei von Daniel Marsch, der am Akkordeon viel Background und Input gab, unterstützt.
Große Erwartungen und Vorfreude gingen dem Auftritt des Qanun Spielers Hesen Kanjo voraus.
Mit großer Begeisterung folgten die Gäste seinem Solo Programm, bei dem er sich als wahrer Meister seines Instrumentes erwies. Das Qanun oder Kanun ist eine orientalische griffbrettlose Kastenzither, die vor allem in arabischen Ländern und in der Türkei gespielt wird. Hesen Kanjo, der aus Syrien stammt, beherrschte das Spiel dieses Instrumentes in Vollkommenheit. Interessant waren seine eigenen Kompositionen und Interpretationen. Eine einfache, liedhafte Melodie von Hildegard von Bingen veränderte er tonartlich und gab ihr so orientalischen Charakter, der aber die Schlichtheit der Melodie nicht verfälschte. Durch seine von ihm entwickelte Technik, das Instrument statt mit den üblichen Zeigefingern mit allen Fingern zu spielen, brachte eine Klangfülle, die an Harfenspiel erinnerte.
Leider kamen die Zuhörer im zweiten Teil des Konzertes nicht mehr in den Genuss des Klanges dieses Instrumentes. Bella Liebermann teilte auf ihre charmante Art mit „das Qanun ist geplatzt“, und das hieß, dass sich eine Abspannung gelöst hatte und nicht so schnell zu reparieren war. Das Ensemble bewies große Flexibilität in der Improvisation der Umbesetzung. Hesen Kanjo übernahm den Part der Percussion. Trotzdem war es schade, das ungewöhnliche Instrument nicht weiterhin zu hören.
Auch das Publikum bewies Flexibilität, verfolgte das Programm mit großer Begeisterung und belohnte jeden Beitrag mit herzlichem Applaus.
Hildegard Viehöfer-Emde, Aachener Zeitung